Das reichhaltige Spektrum an Objekten rund um Köln macht es mir dieses Mal besonders schwer, zum Tag der Architektur die richtige Wahl zu treffen. Klar, ich könnte im Schnelldurchlauf eine Menge Spots besuchen und abfotografieren, aber das ist nicht meine Art. Hektik ist hier fehl am Platz und würde weder dem Gebäude noch dem Architekten Wertschätzung entgegen bringen. Und so picke ich mir einige wenige Projekte heraus, in die ich völlig entschleunigt eintauchen kann.

Diesmal dabei: Das umgebaute „Carl-Reuther-Berufskolleg“ in Hennef, der Büroneubau „BRÜNEO Coworking Space“, die zu einem Dojo umgebaute, ehemalige Dreifaltigkeitskirche sowie der unter Denkmalschutz stehendende Gilessenhof aus dem 18. Jahrhundert, der heute eine Schreinerei beherbergt.

Generalsanierung, Umbau und Erweiterung des Carl-Reuther-Berufskolleg in Hennef

Wer beim Wort „Berufsschule“ das Bild von verstaubten, muffigen und düsteren Klassenzimmern im Kopf hat, sollte das 1976 erbaute Carl-Reuther-Berufskolleg besuchen und mit diesem Klischee aufräumen. Aus Mangel an ausbaubarer Fläche sowie Problemen an der Bausubstanz entschloss sich der Rhein-Sieg- Kreis, das Gebäude von Grund auf zu sanieren. Das Architekturbüro pbs architekten aus Aachen verwandelte den ehemals zweigeschossigen Stahlbeton-Skelettbau in einen hochmodernen, innovativen Ort der Begegnung. Die Nutzfläche wurde clever durch ein zweites Stockwerk nach oben erweitert, offene Lernbereiche sowie lichtdurchflutete Innenhöfe erschaffen – und das alles im laufenden Betrieb. Wer sich heute Bilder aus der Zeit vor dem Umbau ansieht, erkennt den Gebäudekomplex kaum wieder.

Brüneo Co-Working Space – Nachhaltiges Bürogebäude in Passivhaus-Bauweise

84 Arbeitsplätze entstanden in dem zweigeschossigen Bau, der innen wie außen moderne Arbeitsformen und hohe Flexibilität ermöglicht. Licht, Luft und Kreativität dürfen fließen – dank ressourcenschonenden Architektur, einer individuellen Grundrissgestaltung und der intelligenten Lüftung mit Wärmerückgewinnung. Verantwortlich für Konzept und Umsetzung ist die Kraus Architekten + Ingenieure GmbH aus Köln.

Aikido üben – Ein Dojo im Gewand einer Kirche in Köln-Ossendorf

Auf die Idee zu kommen, eine Kirche zu einem Dojo umzubauen, muss man erst einmal kommen. Aber sobald man das Gebäude betritt, erscheint es als völlig selbstverständlich. Nichts wirkt erzwungen, es scheint, als hätte die ehemalige Dreifaltigkeitskirche bereitwillig ihre Hülle dem Aikido-Trainingsraum überlassen, ohne die Spiritualität mitnehmen zu wollen. Ehrfurcht, Demut und Respekt stellen sich von ganz allein ein, ohne dass ein Besucher explizit darauf hingewiesen werden muss. Die Kombination aus christlichem Sakralbau und tief verwurzelter, japanischer Tradition ist dem Architekten Paul Böhm hier mehr als gelungen und geht mit gutem Beispiel für eine gelungene Umnutzung voran.

Eine Schreinerwerkstatt im denkmalgeschützten Gilessenhof

Ein Teil des ehemaliges Vierkanthofs in Köln-Giesdorf wurde mit viel Behutsamkeit und Erfahrung zu einer modernen Schreinerei ausgestattet. Einst als Stallung genutzt, beherbergt das Gebäude heute auf einer Fläche von ca. 380 Quadratmetern schwere Maschinen, Büroräume und ein Holzlager. Dem aufwendigen Planungsprozess des Architekturbüros Rottland unter Berücksichtigung der strengen Auflagen des Denkmalschutzes ist es zu verdanken, dass von außen nichts auf die Holzwerkstatt hindeutet und das historische Gemäuer seinen unvergleichlichen Charme ausspielen kann.