Einer Idee von Walter Gropius, Pionier der modernen Architektur und Gründer des Bauhaus, ist es zu verdanken, dass um das Jahr 1925/1926 die Pläne für eine damals völlig neuartige Bauweise realisiert wurden. An der heutigen Ebertallee in der Stadt Dessau entstanden jeweils drei Doppelhäuser und ein Einzelhaus, in welchem Gropius selbst wohnte. Rational, im Baukastenprinzip, ineinander verschachtelt und aus industriell vorgefertigten Bauteilen erstellt – das war im höchsten Maße ungewöhnlich und polarisierte den Betrachter. Und doch war es der Grundstein für eine Art von Architektur, deren Gene auch in der Gegenwart zu finden und nicht mehr wegzudenken sind.

Ehrlicherweise muss man sagen, dass den Häusern seit ihrer Erbauung wenig Respekt gezollt wurde. Bereits im 2. Weltkrieg teilweise durch Angriffe der Allierten zerstört, später von kommunistischer Erosion der DDR geohrfeigt und dann durch unterlassene Hilfeleistung teilweise dem Verfall überlassen, unterscheiden sich die heutigen Meisterhäuser von ihren damaligen Originalen. Das Einzelhaus von Walter Gropius ist heute eine komplette Neuinterpretation der Architekten Bruno Fioretti Marquez aus dem Jahre 2010. Die Nachbarhäuser wurden ab 1993 denkmalgerecht saniert und zählen seit 1996 zum UNESCO Welterbe.

Ein Stück Architekturgeschichte sind sie dennoch, die Bauhaus Meisterhäuser, denn abgesehen von einigen kleinen Baumängeln lässt nichts erkennen, dass die Häuser aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts sind. Manch einer würde sogar sagen „Ja, so wird eben heutzutage gebaut“.