Noch zu Anfang des 19. Jahrhunderts waren sowohl Sellin als auch Binz zwei völlig unbekannte Orte auf der Landkarte Rügens. Lediglich einige Fischer- und Bauernfamilien siedelten in den kleinen Dörfen im Osten der Insel. Um das Jahr 1875 verliert die Ostsee ihren Stellenwert als reine Fischereiwirtschaft und die ersten Menschen kommen auf die Idee, zum Baden ins Meer zu gehen. Man findet Gefallen daran, setzt zukünftig „Seebad“ vor den Ortsnamen und löst damit nicht nur einen Bauboom, sondern auch einen wahren Ansturm an Badegästen aus. In dieser Zeit entstehen auch die meisten Gebäude in den Orten, die sogenannte Bäderarchitektur hält Einzug. Sie prägt die meisten deutschen Seebäder an der Ostseeküste mit ihren Balkonen, vorspringenden Fassadenteilen, Dreiecksgiebeln und abbschließenden Türmchen. Zwischen den gepflegten Bauwerken lässt es sich hervorragend flanieren, der Charme des 19. Jahrhunderts ist überall präsent.

Beide Orte verfügen jeweils über eine Seebrücke, die weit in die Ostsee hineinreicht, im Falle Sellins sogar mit prachtvoller Bebauung sowie einer Tauchgondel. In beiden Fällen lohnt sich der Besuch der Brücken, nirgendwo sonst lässt sich so entspannt die Strandpromenade betrachten.

Zwischen Binz und Sellin liegt, eingebettet in einem 1.000 Hektar großen Wald und zum Biosphärenreservat Südost-Rügen gehörend,  das Jagdschloss Granitz. Das meistbesuchte Schloss Mecklenburg-Vorpommerns ist unbedingt einen Besuch wert, allein der Aufstieg zur Aussichtsplattform über eine freitragende Wendeltreppe mit 154 gusseisernen Stufen macht das Schloss zu einem Highlight.

Für sportliche Wanderer oder Mountainbiker ist der Weg über die Steilküste sehr zu empfehlen, hier lichtet sich der Wald häufig und eröffnet die Sicht auf eine traumhafte Ostsee. Die unberührte Natur der sonnengetränkten Buchenwälder und das stetige Rauschen der Wellen sorgen für ständige Belohnung von Augen und Ohren.